In den letzten sechs Monaten hat der Grundlaststrom-Preis 45% an Wert verloren. Mit 2,026 Cent/kWh lag der „übliche Preis‘ im zweiten Quartal 2020 so tief wie zuletzt vor 20 Jahren.

Der durchschnittliche Strompreis (Baseload) an der Strombörse EEX hat sich im zweiten Quartal 2020 (April bis Juni) um 24% gegenüber dem ersten Quartalspreis aus dem Jahre 2020 reduziert. Damit setzt sich der Strompreisverfall an der Strombörse fort.
Der durchschnittliche Grundlast-Strompreis an der Strombörse EEX im zweiten Quartal 2020 stürzt mit einem Wert von 20,26 Euro/MWh (2,026 Cent/kWh) auf den tiefsten Stand der letzten 20 Jahre ab. Der bisher tiefste Wert seit dem Jahre 2001 betrug 2,068 Cent/kWh (20,68 €/MWh). Dieser wurde im dritten Quartal 2001 (Juli bis September 2001) registriert.

Bedeutung des durchschnittlichen Quartalspreises

Der durchschnittliche Strompreis für Grundlaststrom eines Quartals, der auch als „üblicher Preis“ oder „KWK-Index“ bezeichnet wird, bestimmt nach dem KWK-Gesetz (KWKG) den Wert des KWK-Stroms, der im darauffolgenden Quartal in das Netz der allgemeinen Versorgung eingespeist wird. Demnach gilt der aktuelle übliche Preis in Höhe von 2,026 Cent/kWh für die Abrechnung des Überschussstroms in den Monaten Juli bis September 2020.

Gemäß KWK-Gesetz 2012 gilt dieser Marktpreis für KWK-Anlagen bis 2 MW während der KWK-Förderdauer. Das KWK-Gesetz 2016/2017 beschränkt den Geltungsbereich auf KWK-Anlagen bis 100 kW elektrischer Leistung. Bei KWK-Anlagen bis 50 kW orientiert sich die Einspeisevergütung auch nach Auslaufen der Förderung an dem üblichen Preis (KWK-Index).

Anmerkungen zur Nutzung des KWK-Index für Wirtschaftlichkeitsprognosen

Für Wirtschaftlichkeits-Berechnungen erscheint es empfehlenswert, sich an den Quartalspreisen eines längeren Zeitraums zu orientieren, um Über- oder Unterbewertungen zu vermeiden. Das BHKW-Infozentrum empfiehlt hierbei eine Berücksichtigung der letzten sechs Quartale. Der planungsrelevante Durchschnittswert der letzten sechs Baseload-Quartale erreicht inzwischen einen Wert von rund 3,5 Cent/kWh.

Steigende Anzahl negativer Strompreise

Auch die Anzahl negativer Strompreise an der Strombörse hat sich im zweiten Quartal 2020 deutlich erhöht. Für den Zeitraum 01. April bis 30. Juni der letzten drei Jahr (2017-2019) wurden – bei 2.184 Stunden – durchschnittlich 40 negative Stundenkontrakte erfasst. Diese Anzahl negativer Strompreise stieg im Jahre 2020 auf 84 Stundenwerte an. Ein Anstieg um rund 110%, der vor allem dem Lockdown geschuldet war.

Wirtschaftliche Auswirkungen auf Stromerzeuger

Der Strompreisverfall hat massive Auswirkungen nicht nur auf die wirtschaftliche Situation fossiler Kraftwerke sondern auch auf regenerative Stromerzeuger (PV, Windkraft) in der Direktvermarktung und KWK-Anlagen. Viele Betreiber von Anlagen hocheffizienter Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) erhalten gemäß dem KWK-Gesetz einen Strompreis, der sich am durchschnittlichen Preis für Grundlaststrom (Base) im jeweils vorangegangenen Quartal orientiert.

Außerdem führt der aktuelle Strompreisverfall an der Strombörse zu erheblich geringeren Erlösen für Strom, der nach dem Förderregime des Erneuerbare-Energien Gesetz (EEG) vergütet wird. Dies führt unweigerlich zu einer höheren EEG-Umlage.